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Tag 22 - Kein Schlaf, Regen, Donner Sturm aber Pferderl!

Sonntag (13.7.08)

Seekofelhuette → Rossalmhuette → Plaetzwiesnhuette →
Duerrensteinhuette
Unterkunft: Duerrensteinhuette

Huette:
Essen:
Fruehstueck:
Schlafplatz:
Gemuetlichkeit:
Empfehlung:
Ein Teil des Grates, ueber den der Wind unerbaermlich stuermte
Ach war das gestern ein Scheissdreck. Um 20 Uhr war ich schon dicht. So frueh kann ich doch nicht ins Bett! Also holte ich das nach, was ich schon in Antholz erledigen wollte: Bei den Karten nachschauen, ob es einen Klettersteig auf den restlichen Weg gibt. Leider ist dem nicht so. Jetzt hab ich 1,5 kg umsonst mitgeschleppt :-/. Es wuerde zwar welche geben, aber nur ueber Umwege. Also werde ich mein Klettersteigset meinen Eltern uebermorgen mitgeben. Diese verfluchten Basement Kids machten den Abend auch wirklich ungemuetlich. Dieses elendige Geschrei! Eins muss man ihnen aber hochhalten: Die wissen, was Huettenruhe ist und hielten sich auch daran. Auf der Matratze ging das "Abenteuer" weiter: Ich hatte das Gefuehl, als Presspassung an Kopf und Fuss im Bett zu liegen. Fuer Italiener mag das ja Luxus sein aber fuer mich eine Qual. Die Fuesse musste ich so von Zeit zu Zeit immer aus dem Bett haengen lassen. Hinzu kam wieder ein elendiger Schnarcher, der das ganze Zimmer wach hielt. Resultat war eine schlaflose Nacht fuer jeden - ausser dem Schnarcher. Irgendwas muss ich mir noch fuer die ueberlegen. Vllt. eine ferngesteuerte Wasserspritzpistole ins Gesicht oder aehnliches. Einen Wecker brauchte ich nicht - die Kinder sorgten dafuer, dass das Haus um 7 Uhr bebte. Bis 8 Uhr hielt ich noch aus, in der Hoffnung vllt. noch ein Stuendchen Schlaf zu erhaschen. Daraus wurde aber nichts. Als Letzter beim Fruehstueck schob ich mir schnell 'ne Marmeladensemmel rein. Wurst gab's nicht. Nach den Cornflakes zahlte ich, fuellte eine Getraenkeflasche und los gings. Nein. Noch nicht ganz. Draussen regnete es. Als ich mich regendicht verpackte gings endlich los. Der Morgen faengt ja gut an.

Das Gras schien dem Pferd nicht genug zu sein :-)
Ich kann froh sein, dass ich mir eine gscheite Regenjacke kaufte - sonst haette es mir die ganze Zeit die Kapuze vom Kopf geweht. Der Weg 28 fuehrte zuerst ganz flach, dann hoch und runter ueber glitschiges Gestein, wofuer der Regen sorgte, der mittlerweile auch nachliess. Einen Vorteil hatte dann der stuermische Wind: Er sorgte blitzschnell dafuer, dass die Steine trocken und damit nicht mehr glitschig sind - wenn man den Schuh vorher nicht in einer Schlammpfuetze hatte! Die Wegmarkierungen waren mehr duerftig als ausreichend. Ich war immer froh, wenn ich auf ein Wegweiserschild stiess. Da konnte nichts schiefgehen. Der weitere Weg fuehrte auf einmal direkt durch eine Pferdeherde. Ach wie putzig die waren und das erste lief schon auf mich zu. Der war so suess, dass ich gleich auf ihm nach Triest reiten wollte. Als ich ihm am Kopf kraulte kamen gleich noch mehr, die genauso wie er aus der Fresse gestunken haben :-). Ich hab aber jeden etwas gekrault - es soll schliesslich keine Streitereien geben. Nach 5 Minuten musste ich dann wirklich weiter und stand vor einem Problem: Vor mir gab es Markierungssteine in alle Wegrichtungen und der Himmel fing an schwarz zu werden. Wieso zum Teufel waren hier keine Wegweisschilder? Es konnte aber fast nur der rechte Weg der Richtige sein, ausser ich bin nicht weit genug oder es ist ein alter oder neuer Weg. In 10 Minuten Entfernung musste doch die Rossalmhuette liegen. Querfeldein lief ich dann einen kleinen Huegel entlang, wo auch noch Schafe mit Glocken waren. Hatte ich die nicht vor 15 Minuten gehoert? Bin ich im Kreis gelaufen?!? Etwas orientierungslos starrte ich die Karte an.
Der Weg nach der Rossalmhuette
Als ich die kleinen Gipfel ringsherum nicht zuordnen konnte, packte ich den Kompass aus, den ich bisher nur im Flachland brauchte. Zum Glueck hatte ich den dabei. Wenn das rechts von mir die rote Wand ist, dann muss dort irgendwo ein Weg sein und auch die Alm (wenn ich diese nicht schon ueberlaufen habe). Dann fing es richtig an zu schuetten. Das machte mir noch nichts, aber als ich ein Grollen vom Himmel hoerte, rannte ich los. Ich befand mich gerade auf einem Huegel, wo Kilometer entfernt nur weitere Brunsgipfel waren. Dann kam ich erleichtert endlich an einem Wegweiser vorbei (in der Karte stand nichts davon), der mich in 5 Minuten zur Alm brachte. Oh Mann war ich erleichtert, bei dem Wetter ein Dach ueber dem Kopf zu haben sowie einen heissen Tee. Etwas Schoenes hatte der bisherige Hatsch doch: Auf einem kleinen Grat wehte es mich beinahe wieder runter, jedoch bliess es die Wolken so schoen ueber den Grat, dass ich meinen persoenlichen Windkanal hatte. Von Verwirbelungen bis zu angedeuteten Streamlines war alles dabei. Ein grandioser Anblick, der sich leider nicht im Bild einfangen liess. Bei der Alm war ich wieder vor der Qual der Wahl: weitergehen oder weiter abwarten? Erst noch ein Tee mit ganz viel Zitrone und Zucker. Als der Regen aufhoerte stuermte ich dann los. Dextro wurde vorsorglich eingeschmissen um keine Zeit zu verlieren wenn ich ausser Puste sein sollte.

Die Duerrensteinhuette mit meinem Privatkoch :-)
400 Hoehenmeter und etliche Kilometer entlang von Geroellfeldern und Felswaenden standen vor mir. Von Zeit zu Zeit liess ich es mir aber nicht nehmen, meine regensicher verpackte Kamera aus dem Rucksack zu holen, um wenigstens ein paar Bilder von heute zu haben. Die dunklen Wolken blieben immer etwas hinter mir. Es regnete mich etwas an, allerdings hoerte ich nur weit hinter mir den Donner. Teilweise war die Strecke wieder mit Stahlketten und -seilen gesichert, obwohl doch der Weg einen halben Meter breit war. Ab und zu hoerte ich noch ein paar Steine poltern, jedoch konnte ich beim Blick nach rechts hoch zum Glueck nie einen Steinschlag sehen. Total abgehetzt erreichte ich den Abstieg, der mich 400 Hoehenmeter runter zur Plaetzwiesnhuette fuehrte. Die Wegschilder stimmen schon wieder nicht mit denen der Karte ueberein oder ich war von gestern noch zu dicht. Die Duerrensteinhuette konnte ich schon von Weitem sehen und da es nur noch ein Katzensprung zu dieser von der Plaetzwiesnhuette war, lief ich gleich weiter. Zur Drei-Zinnen-Huette waeren es noch ueber 5 Stunden gewesen und so blieb ich gleich hier. Ich war auch etwas durchgefroren und nass. Auch wenn es erst kurz nach 13 Uhr war, gefiel mir die Idee, bei einer heissen Dusche hierzubleiben und zu faulenzen viel besser :-).

Touristen sind hier wg. dem beschissenen Wetter gleich so wenig, dass auf der Huette nur noch der Wirt zur Stelle steht. Alle anderen sind wieder ins Tal gefahren. Jetzt bin ich hier oben ganz alleine und habe meinen persoenlichen Koch :-). So laesst es sich leben. Die Wirtsleute haben die Huette erst im Mai uebernommen. So wie's dem Wirt lieber ist, wenn die Huette voll ist, ist es mir lieber, wenn die Huette leer ist. Das Essen war auch erste Sahne. Der Wirt (gleichzeitig Koch) wollte sicher nicht seine einzige Gespraechsmoeglichkeit vergraulen ;-).