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Tag 23 - Schlaf, Regen, Donner, Blitz und Schnee

Montag (14.7.08)

Duerrensteinhuette → Schluderbach → Duerrensee →
Drei-Zinnen-Huette → Sexten (Gruene Laterne)
Unterkunft: Gruene Laterne

Huette:
Essen:
Fruehstueck:
Schlafplatz:
Gemuetlichkeit:
Empfehlung:
Die Spitzen der 3-Zinnen ist in den Wolken eingehuellt
Nun sitze ich hier in der Drei-Zinnen-Huette und bin am Gruebeln, ob ich heute noch gleich absteige. Da ich schon wieder zu schnell unterwegs bin, ist es gerade 14 Uhr und ich bin vor einer halben Stunde angekommen. Die Duerrensteinhuette war gestern das genaue Gegenteil der Seekofelhuette: Ich war bis auf den Wirt alleine in der Huette, das Essen war einfach gesagt hervorragend und so reichlich, dass ich die Nachspeise um eine halbe Stunde verschob und es war eine Ruhe in der Huette, wie ich sie mir gestern nur teilweise gewunschen haette. Die Nacht war dementsprechend. Bis auf die Kaelte im Lager, dass sich im Keller befand, sehr erholsam. In der Frueh weckte mich auch der Wirt wie ausgemacht um 8 Uhr auf. Das Fruehstueck war typisch italienisches Huettenfruehstueck: Bis auf das Brot war alles - sogar die Streichwurst - einzeln verpackt. Der Muell hielt sich dieses Mal in Grenzen, was sich in den kommenden Huetten noch aendern wird!

Das bisschen Schneefall bei der Drei-Zinnen-Huette
Gegen 9 Uhr brach ich auf. Die erste Entscheidung war leicht gefaellt: Wegen dem noch schlechter als gestern gemeldeten Wetter entschied ich mich fuer den direkten Abstieg nach Schluderbach, statt ueber den Dolomitenhoehenweg 3 zu gehen. Beim Hoehenweg wuerde ich 100 Meter unter dem Gipfel an dem Strudelkopfsattel vorbei muessen, was mir bei dem Wetterbericht gar nicht gefiel. Ich ueberlegte mir auch, ob es Sinn macht (den generellen Sinn der ganzen Muenchen-Triest Tour mal nicht in Frage gestellt :-) ) hoch zur Drei-Zinnen-Huette zu gehen, aber ich hatte ja noch die Postkarte vom Roland (siehe Tag 18) im Gepaeck und durfte nicht als alpiner Postbote versagen :-D. Den Abstieg erledigte ich gleich mit gezueckten Stoecken. Sobald unten eine Strasse sichtbar war nahm ich gleich den naechstbesten Flusslauf oder die Wiese um den Abstieg so schnell wie moeglich hinter mir zu haben. Der teilweise abfuehrende Weg 37 half dabei auch. Vor der letzten Kehre zu Schluderbach konnte ich schon die Hauptstrasse sehen auf die ich wollte und querfeldein war ich auf dem Weg Richtung Toblach - mitten auf der Autobahn. Beruhigt steigte ich ueber zu einer Schotterstrasse, welche die Hauptstrasse tangierte. In Italien bedeutet das Laufen auf der Strasse das Spiel mit dem Feuer. Am Duerrensee vorbei liess ich auch die letzte Einkehrmoeglichkeit fallen und lief gleich rechts auf dem Weg 102 Richtung Drei-Zinnen-Huette. Laut Wirt von der Duerrensteinhuette war mein bisheriger Weg schneller, als den Hoehenweg zu nehmen. Jetzt stimmt er wieder mit dem umgedrehten Via-Alpina ueberein. Das Wetter wurde immer schlechter und schlechter. Hinter mir (genau wo ich herkam) donnerte und blitzte es bereits. Das konnte nichts Gutes verheissen. Dann schuettete es auch schon los und ich hatte nicht mal ein viertel hinter mir.
Wasserfall beim Abstieg
Als dann noch um mich herum die Blitze in die Gipfel einschlugen wurde es mir schon etwas bange. Der Donner wurde an den Talwaenden immer wieder zurueckgehallt, so dass sich dieser in ein ohrenbetaeubendes Getoese verwandelte. Die Blitze machten mir weniger Angst. Vielmehr was diese und der Regen ausloesen konnten: Meine "heiss geliebten" Moraenen. Vorsorglich schmiss ich mir wieder Dextro ein um fuer den Aufstieg bei Gewitter fit zu sein. Anfangs verlief der Weg angenehm steigend. Spaeter wieder richtig steil, so dass ich um ein paar Verschnaufpausen nicht umhin kam. Der Regen wandelte sich allmaehlich in Graupelschauer. Beim Blick nach oben hatte ich das Gefuehl als wuerde man mir die ganze Zeit mit einer Nadel ins Gesicht stechen. Einige Zeit spaeter aenderte sich der Graupelschauer in etwas viel schoeneres: SCHNEE!!! Juhuu!!! Endlich schneit es wieder! Meter um Meter, Schritt fuer Schritt stieg ich weiter. Die Huette wollte einfach nicht kommen. Der eigentlich klare Gebirgsfluss hatte sich durch das Unwetter in eine braune Bruehe verwandelt. Endlich konnte ich Hoffnung schoepfen: Da war ein Haufen Touristen auf dem Abstieg. Natuerlich nicht da wo ich herkam, sondern zu einer fast gleich auf liegenden Huette mit Autobahnanbindung. Die Huette konnte nicht mehr weit sein und tauchte nach 2 weiteren Kehren auf. Wieder Querfeldein, um mir ein paar Meter zu sparen, erreichte ich die Huette. Total durchgeschwitzt und nass, fror es mich ungeheuerlich. Eines wollte ich aber gleich erledigen. Meine Mission als Postbote erfuellen! Hugo war schnell ausfindig gemacht und war anscheinend recht erfreut ueber die Postkarte. Ich war sogar schneller als die Post! Nur 5 Tage!!! Eine Belohnung fuer meine unglaublichen Strapazen fuer dieses extra-Gewicht gab's auch: 1 Wasser, 1 Tee und 1 Schnaps 4free! Ach tat der heisse Tee gut. Dann noch 'nen Tee mit Rum und die Drei-Zinnen-Huetten-Maccheroni waren auch hervorragend. Vor der Huette liegt mittlerweile der Schnee herum, was den Abstieg zu einer Freude werden laesst :-).

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Der Wanderweg entlang des Tales nach Sexten
Nun bin ich doch abgestiegen. Die italienischen Etappen kommen mir entweder so kurz vor oder ich bin mittlerweile eingehatscht. So und so war ich gleich unten im Tal. Hugo der Wirt war fuer die Verabschiedung leider spurlos verschwunden, weshalb ich ihm ein Danke und meine Gruesse ausrichten liess. Irgendwie waere ich ja noch gerne auf der Huette laenger geblieben , weil's da schon wieder ein "ansprechendes" Maedel gegeben haette, aber so wie ich rieche, haette ich die hoechstens K.O. stinken koennen :-). Zum Abstieg musste ich wieder in meine Wanderwaesche, die ich bei Erreichen der Huette bis auf T-Shirt gleich auszog. Baeh war das ekelhaft! Die mittlerweile eiskalten durchgeweichten Klamotten fuehlten sich so widerlich an! Augen zu und durch. Fuer den Abstieg zog ich noch meine Handschuhe an, da ich am ganzen Koerper wg. den Klamotten fror. Eine Stunde spaeter stand ich vor der Talschlusshuette, bei der noch ein paar deutschsprachige Bergsteiger hoch wollten und nach dem Stand auf der Huette fragten. Ein paar andere deutschsprachige Bergsteiger kamen mir auch auf dem Herunterweg entgegen. Kein Wunder, weil die Italiener laufen nicht so viele Hoehenmeter sondern fahren lieber mit dem Bus! Schnurstracks lief ich weiter. So wie ich aussah, machte mir auch ein total verdreckter, im Matsch schwimmender Weg nichts mehr aus. Immerhin keine Autobahn mehr. Hier im Flachland tummelten sich auch wieder mehr Italiener herum. Ueber irgend einen Matschpfad laufend hoerte ich auf einmal "Martin" zu meiner Rechten und da stand meine Mutter, die mir entgegengelaufen ist. Meine Eltern warteten schon in Sexten auf mich. Per SMS von einem anderen Handy konnte ich sie informieren, dass ich einen Tag frueher ankomme. Jetzt flacke ich im Bett herum. Mir fallen gleich die Augen zu. Ich mach Schluss fuer heute (Ich teile mit meinen Eltern ein Zimmer, mein Vater pennt auf der Couch :-) ).