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Tag 38 - Ein Berg voll Edelweiss!!!

Dienstag (29.7.08)

Dom na Komni → Črna prst (Dom Zorka Jelinčiča)
Unterkunft: Črna prst

Huette:
Essen:
Fruehstueck:
Schlafplatz:
Gemuetlichkeit:
Empfehlung:
Die Ruine auf dem Umweg
Was ich bisher fuer unmoeglich hielt, passierte aus heiterem Himmel: Ein Berg (besser ein Brunshuegel) war ueberfuellt mit Edelweiss! Die Nacht vor dem "Segen" verbrachte ich wieder bei voll geoeffnetem Fenster. Hier wird es einfach nicht mehr kalt. Um 7:15 Uhr klingelte mein Handy - aber nur ganz kurz, da es durch den Vibrationsalarm den Kontakt zum Ladegeraet verlor und gleich aus war. Abends zuvor lieh mir der Wirt sogar einen Wecker, der aber Morgens immer noch die gleiche Zeit wie Abends anzeigte. Ganz tolles Ding, aber er hat mich gewarnt, dass das Teil vllt. nicht funktionieren koennte. Das Fruehstueck bot mit der Halbpension Eier und Schinken sowie Brot. Von letzterem bekam ich zu einer Scheibe noch ein "Sterzl" Brot, was meinen Proviant fuer den heutigen Hatsch darstellte. An Wasser fuellte ich die vollen 3 Liter auf. Wenn heute die Sonne herunter brennt, sind die ganz schnell durch meine Poren :-).
Der Weg verlief staendig mit einem solch herrlichen Ausblick
Los ging der heutige Hatsch wieder im Gruenen. Dieser Teil der Via-Alpina verlaeuft kurz nach Beginn ueber einen unmarkierten Pfad, den ich vorsichtshalber nicht nahm. Dieser wuerde wohl 5 Minuten nach Verlassen der Huette beim ersten Wegweiser links wegfuehren. Sicherheitshalber entschied ich mich doch fuer den kleinen Umweg von einer halben Stunde und wurde dafuer mit "alten" Ruinen entschaedigt. Der Weg schlaengelte sich weiter durch die unberuehrte Natur. Dann kam wieder etwas, worueber ich mich tierisch aufregen koennte. Beim naechsten Wegweiser war Dom na Komni ueber die Abkuerzung ausgeschildert und damit war der Weg wahrscheinlich auch markiert. So eine Scheisse! Das bestaetigt genau meine Vermutung, dass der Weg fuer Vorwaertslaeufer der Via-Alpina ausgelegt ist :-/. Was soll's - der extra Hatsch schadet meinen Speckroellchen nicht :-).

Bloody Shit! So passte mein Fuss besser zu den Wegmarkierungen :-) Man will ja schick aussehen!
Nachdem ich schon gestern durch einen Gestrueppweg musste, war ich froh, endlich hoch genug zu kommen um wieder von Steinen statt Gruenzeug umgeben zu sein, was mich eigentlich verwunderte. Die Baumgrenze scheint hier ein paar hundert Meter tiefer zu liegen als gewoehnlich und so hielt ich wieder Ausschau nach meinem ach so vermisstem Edelweiss. Die Schwellung am linken Ballen ging ueber Nacht nicht zurueck und liess mich das auch spueren. In der Frueh konnte ich von der Huette aus nicht mehr auf den See sehen, da dieser vom Nebel umgeben war. Dieser hatte sich mittlerweile verzogen und man konnte wieder die kleinen Haeuschen um den See herum erkennen. Die ganze Landschaft ist so unbeschreiblich schoen. Hier oben hat man einen Ausblick auf so viele Gipfel und Gebirge. Auch auf das Gebirge, von dem ich vor 2 Tagen gekommen bin. Trotz der Waerme sah ich im umgebenden Gebiet Schneefelder und das unter 2000 HM! Zu kraxeln gab es auch genug als ich auf dem 1er Weg unterwegs war, die einzige Wegnummerierung. Was ich ueberhaupt nicht verstehen kann ist die pure Dummheit von Leuten, die solche Kraxelstellen mit Stoecken machen. Die brauchen nur einmal ausrutschen und koennen sich nicht mal schnell am Felsen festhalten. Mich hatte es schon lange nicht mehr auf die Fresse gelassen, so dass es heute mal wieder an der Zeit war. Inmitten einer dieser Kraxelstellen meinte ich auf einen Dreckhaufen mit Grasbueschel Halt zu finden in Erwartung, dass gleich darunter ein Stein ist. Ringsherum gab es sonst keinen Dreck. Nur war da kein Stein :-/. So schlitterte ich einen guten Meter herunter bis ich irgendwie Halt fand. Zum Glueck ist nichts passiert. Aus dem Meter haetten auch die vollen 10 werden koennen. Z. B. wenn ich Stoecke benutzt haette. Na also weiter! Nach 5 Minuten brannte es an meiner rechten Wade. Ein Blick sagte mir auch warum. Von dem Schlittern hatte ich mir einen gut 8 cm langen oberflaechlichen Schnitt zugezogen, der vor sich hinblutete. Na super. Das hat mir jetzt gerade noch gefehlt aber was soll's. Verbinden wollte ich nichts, sonst kann der Dreck nicht raus und das hoert sicher von alleine auf zu bluten, was nach ein paar Minuten der Fall war. Hoffentlich gibt das eine fette Narbe als Souvenier meiner Tour :-D.

EDELWEISS!!!
Von Zeit zu Zeit wurde ich von einer vorbeiwehenden Wolke eingenebelt und war damit nicht alleine. In der Naehe des "Vogel" [der Gipfel] schienen die Touristen wie Pilze zu spriessen. Das Hotel Vogel war mit nur 300 Hoehenmeter darunter per Katzensprung zu erreichen :-/. Ich kreuzte aber nur kurz den Weg von diesen, da die meisten hoch zum Gipfel des Vogel wollten. Ein aelterer Herr um die 60 hat mich mal wieder beeindruckt. Auch wenn er nur einen kleinen Rucksack hatte, konnte er gut mit meinem Tempo mithalten. Nach dem "Sija" kam dann das Ereignis, auf das ich die ganze Tour gewartet habe. An nichts denkend schaute ich auf den Weg vor mir und sah ploetzlich so ein huebsches Pflaenzchen. Um mir ganz sicher zu sein, fragte ich einen Wanderer der mir ein paar Sekunden zuvor ueber den Weg lief. Der meinte, dass hier noch viel mehr zu finden sind. JUHUU!!! HEUREKA!!! Ein Berg voll mit Edelweiss nur fuer mich! Nach der Fotosession setzte ich meinen Weg nahe des Grates fort um am Gipfel des Rodica eine halbe Stunde Pause einzulegen. Die Aussicht war wieder mal grandios und ich konnte ein halbes Blumenbeet von meinen Schuhen rausziehen. Meine Beine sind von der Schlitterpartie mit dem Dreckbatzen von der Groesse meines Kopfes nur so von Dreck ueberzogen. Das wird ein Spass, wenn ich die kommenden 2 Tage auf Huetten ohne fliessend Wasser uebernachten werde... Mehr als zwei Drittel der heutigen Strecke hatte ich hinter mir und fast 2 Liter Wasser durch meinen Koerper gejagt. Auf eine meiner Halb-Liter Flaschen griff ich auch zurueck, um sie in eine meiner Flaschen aus den Seitentaschen umzufuellen.

Ueber einen solchen Anblick kann ich nur in Erstaunen verfallen
Črna prst war nur noch 2 h entfernt und ich wollte wieder frueh ankommen, auch wenn die Gehzeit mit sage und schreibe 9:15 h angegeben wurde! Der restliche Weg war wie schon die letzten Tage groesstenteils naturbelassen und die Felsgestalten mal wieder beeindruckend. Nach einer Stunde sah ich schon die Huette, die knapp unter dem "Gipfel" erbaut wurde. Die Scharte runter bildete den letzten Abstieg fuer heute, bis ich teils seilgesichert die letzten 150 Hoehenmeter hoch zur Huette stieg bzw. kraxelte. Diese Hoehenmeter gingen mal wieder erstaunlich flott. 3 Wochen nach Start in Muenchen ist mein Koerper endlich auf das Bergsteigen umgestiegen und was vorher uebelste Qualen waren, laeuft jetzt bis auf die schmerzenden Fuesse wie geschnuert (das passt zu den Wanderschuhen :-) ). Die Huette ist endlich klein und gemuetlich, wie ich es mir wuensche, obwohl die Speisekarte nicht viel hergibt: Gerstensuppe, die ich mir nachmittags um 15 reinzog und Wuerstchen mit Senf. Das war's damit auch :-). Der Wirt ist aber ganz lustig. Er spricht zwar nicht fliessend Deutsch, ist aber bemueht, mir viel zu erzaehlen. Z. B., dass die Huette erst vor einem Monat einen 220 Volt Stromanschluss bekam, dass ich morgen frueh aufstehen sollte, da es Nachmittags gewittern koennte, etc.

Der abendliche Horizont am Gipfel zusammen mit meinem Freund Bier
Gerade komme ich zum zweiten Mal von der Spitze Črna prst, die 10 Meter ueber der Huette liegt, um den Sonnenuntergang ueber dem Gebirge zu sehen von dem ich gekommen bin, genauer gesagt den ganzen Naturschutzpark. Als ich den Wirt vorher fragte, ob er Zigaretten verkauft und dies nicht der Fall war, drehte er mir eine und legte sie mir auf meinen Tisch, als ich gerade nicht da war. Jetzt gibt's hier auch noch Regenwasser umsonst! Als ich ihn nach einem Waschbecken zum Zaehneputzen fragte, gab er mir eine 1,5 Liter Flasche mit Regenwasser! Andere Huetten verkaufen nur abgepacktes 1,5 Liter Wasser fuer 4 €. Hab ich schon erwaehnt, dass hier eingeheizt wurde per Ofen, als es noch ueberhaupt nicht kalt bzw. lauwarm war? In der Huette habe ich das erste Mal in Slowenien das Gefuehl, dass die Leute nicht einfach nur mein Geld haben wollen. Und dann der Blick zurueck auf das Naturschutzgebiet. Ah! Ich kann's nicht oft genug schreiben.

Eine Woche dauert es noch, dann stehe ich in Triest bzw. Muggia, wobei ich direkt nach Triest gehen werde. Es ist seltsam, an die Anfaenge der Tour zurueck zu denken. Gerade an die ersten drei Tage, bei denen ich wg. dem Zustand meiner Fuesse kurz vor dem Abbruch stand oder auch der ersten Huette (Meilerhuette), bei der ich nur mit hoechster Anstrengung hochgekommen bin, dem Glueck mit der Unterkunft in Seeshaupt und natuerlich auch, Leute in Murnau zu kennen, bei denen ich meine Fuesse ohne viel Stress und vor allem unnoetigen Kosten auskurieren konnte und dass Horst auch noch mitgekommen ist, spaeter noch Thomas. HELL YEAH!!! Noch eine Woche!!!