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Tag 29 - Aus 2 mach 1

Sonntag (20.7.08)

Hochweisssteinhaus → Wolayer-See-Huette → Valentinalm
Unterkunft: Valentinalm

Huette:
Essen:
Fruehstueck:
Schlafplatz:
Gemuetlichkeit:
Empfehlung:
Das Felsmassiv zu meiner Rechten, dessen Gipfel in den Wolken verschwand
Heute kann ich endlich sagen, etwas gemacht zu haben. Die gestrige Tour war ganz knackig aber heute erreichte ich mein Endziel wenigstens erst gegen Abend. Von der Nacht weiss ich zum Glueck nichts mehr. Nachdem mich der Wiener Spinner zu Tode genervt hat und ich mein zweites Bier intus hatte, verliess ich als letzter den Gastraum, legte mich hin und schlief sofort ein. Sowas passiert bei mir nur, wenn ich 24 Stunden wach bin, aber der vorhergehende Hatsch hat wohl seine Spuren hinterlassen. Nach 4 Wochen gewoehne ich mich anscheinend auch an's fruehe Aufstehen. Um 7 Uhr machte ich mich fertig, packte meinen Rucksack, schnallte die noch nassen Sachen wieder hinten drauf und ab zum Fruehstueck. Bei der gestrigen Abrechnung sorgte ich mich das erste Mal, ob ich nicht vllt. alles, was ich abnehme gleich wieder drauf fresse. Ueber 60 € hatte ich bisher noch nie! Das Fruehstueck, das ich hatte war etwas duerftig, dafuer bekam ich mehr Streichwurst und Brot von meinen Zimmerkollegen :-). Beim Abmarsch wurde ich noch gefragt, ob ich Bergfuehrer werden will, weil ich dieses Tagebuch schreibe (das fuer ein Heft gehalten wurde, dass Bergsteiger fuehren um als Bergfuehrer akzeptiert zu werden). Das ging runter wie Oel :-). Sollte ich und mein Wanzt mal Bergfuehrer werden, kann ich dieses Heftchen unmoeglich abgeben. Hier steht sowieso nur Schmarrn drin :-). He! Ich hab heute garantiert das Wiener Grossmaul los! Juhuu!

Die Untere Alm
So, also ich verliess dann die Huette Richtung Oefner Joch, doch nach 10 Sekunden hatte ich ein ungutes Gefuehl: Irgendwas fehlt. Ayia! Meine Kamera und mein Handy (beides in der gleichen Tasche) fehlen. Endlich komplett lief ich los. Abmarsch war um 8:15 Uhr und das Joch war schnell erreicht. Der Wetterbericht fuer heute sagte erst fuer den Abend Gewitter vorher und es waren bisher nur ein paar Wolken am Himmel, wobei ich mit Himmel die Hoehe der herumstehenden Gipfel meinte. Vom Joch lief ich gleich wieder die gerade geschafften 150 Hoehenmeter und noch mehr gleich wieder runter. Links und rechts ragten schon wieder Waende hoch, deren Ende man wegen den Wolken nur erahnen konnte. Die Belgier traf ich auch wieder und ging eine Weile mit denen. Die Wegweiser waren auch wie erwartet: Beschissen und dieses Mal nur auf italienisch, wobei nicht mal die Wolayer-See-Huette ausgeschildert war, obwohl dies vorher auf oesterreichischer Seite der Fall war. Vllt. wollten die Italiener die Wanderer auf ihrer Seite verwirren und zum Konsum und damit Umsatz zwingen ;-). Die Belgier ueberholte ich mal schnell (2 von denen haetten vermutlich gut mit mir mithalten koennen oder haetten mich hinten liegen lassen) um 5 Minuten spaeter mit einem bellenden und knurrenden Dreckskoeter auf einer Alm konfrontiert zu werden. Na dann warte ich auf die Belgier um diese beissen zu lassen. Die waren ziemlich unbeeindruckt von dem Viech und so bellte und knurrte die Toele weiter, waehrend ich mit reduzierten Bissrisiko mit den anderen weiterlief. Ab der naechsten Alm mit 'nem ganz suessen kleinen Eselchen fuehrte der Weg wieder hoch in die Wolken. Das Gute daran war, dass einem so die Lust nicht verging, weil man die zu erwartende Hoehe nicht sah. Geschaetzte 200 Hoehenmeter vergingen wie im Flug, dann machte ich eine Pause, ass das Wurstbrot von heute frueh und gab wieder Eisen- und Magnesiumtabletten in eine Getraenkeflasche. Die Belgier erreichten auch ein paar Minuten spaeter meine Raststation und schlossen sich mir an. Wo die nur immer ihre Knabbereien her hatten. Der ganze Rucksack von denen musste damit voll sein :-). Das war auch das letzte Mal, dass ich die fuer heute gesehen hatte.

Die Wolayer-See-Huette, voll mit Grattlern
Nach der Beendigung meiner Rast zu dessen Uhrzeit ich normalerweise aufstehen wuerde, kamen mir bald 2 andere Wandersleute entgegen, die von der Wolayer Seite kamen. Jetzt war also Halbzeit und mein scheiss kleiner Zeh tat schon wieder weh. Die Wunde ist schon wieder aufgerissen :-/. Oben angelangt hatte ich einen Blick auf irgendeinen See, bei dem ich davon ausging, dass das der aus der Karte ist. Wie auch immer musste ich auf die Scharte in gleicher Hoehe auf der anderen Seite. Die Wolken rissen heute uebrigens immer wieder und oft auf, so dass ich meistens einen schoenen Blick auf mein naeheres Umfeld hatte. Der Weg fuehrte eigentlich ca. 30 Hoehenmeter abwaerts zum See und anschliessend wieder hoch. 30 Hoehenmeter?!? Das erspare ich mir doch mit diesem seltsamen Trampelpfad zur Linken, der auch nicht ausgeschildert war und mich erfreulicherweise und ueberraschenderweise zum richtigen Weg fuehrte, bei dem wieder ein See war. Dieses Mal aber der richtige und der Weg verlief wieder zur Linken des Sees in einigem Abstand, so wie es in der Karte stand. Wegen meiner vorherigen Abkuerzung war ich nicht mehr sicher, ob ich wirklich richtig war, aber ein endlich wieder oesterreichischer Wegweiser bestaetigte die Korrektheit meines Bio-Navis. Jetzt erwartete mich ein 400 Hoehenmeter Abstieg mit meinem scheiss Zeh. Es hilft ja nix. Augen zu und runter! Und so kam ich schnell auf der Forststrasse heraus, nachdem die letzte Teilstrecke fast auf gleicher Hoehe langsam zur Strasse fuehrte. Jetzt war es nicht mehr weit, da die obere Wolayer-Alm schon hinter mir lag. Denkste! Meine Hoffnung, dass der See inkl. der Huette gleich hinter dem Brunshuegel von 100 Hoehenmeter war wurde beim Anblick der mit Kuehen gefuellten Wiese zerschlagen. Vor mir lagen stattdessen noch eine Forststrasse mit einigen Kehren, neben der zum Glueck noch ein Wanderweg empor steigte. Das letzte bisschen schaffte ich jetzt auch noch, ueberholte noch jemanden, der vom unten liegenden Parkplatz losgelaufen ist und stand endlich wieder vor einem natuerlichen See, bei dem der einzig schreckliche Anblick der Haufen Touristen war, der hier herum tummelte. Links war schon die Wolayer-See-Huette und rechts davon die italienische Variante *gg*. 2 Huetten auf einen Schlag und ich ging natuerlich in die Wolayer-See-Huette.

Der Abstieg zur Valentinalm war mit Schneefeldern zugedeckt
Erst mal wieder aus den Schuhen heraus! Mineralwasser und ein Brotzeitbrett erfuellten meine Beduerfnisse bis auf 2 neue Fuesse :-). Dann wechselte ich ins Nebenzimmer, in dem die Heizungen auf vollen Touren liefen. Direkt hinter der Bank waren diese angebracht und verbreiteten eine wohltuende Waerme. Die Bedienung (vllt. Huettenwirtin?) gab mir auf meine Fragen teils seltsame Antworten, dass es 2,5 h bis zur Valentinalm sind, dass sie nicht weiss, ob man dort 4free warm duschen kann und dass es doch bald zu regnen anfaengt. Mit der letzten Antwort wollte sie mich wohl hier behalten. Wenn die wuesste, was ich bisher mitgemacht hatte. So ein bisschen Regen stoert mich sicher nicht, auch Blitz und Donner wegen den umgebenden Gipfeln nicht. Nach 1 Stunde Waerme und etwas Trocknung startete ich zur naechsten Etappe. Auf einer Huette zu bleiben, die man um halb 2 erreicht wenn die naechste Etappe nur 2 Stunden dauert waere ziemlich bloed. Die passende Belohnung fuer meinen "Eifer" wurde sogleich durch Schneefelder gegeben, die kurz nachdem der See verschwand zu ueberqueren waren :-). Ich bin schneegeil! Wann hat man sonst schon im Juli Schnee? Das Valentintoerl mit seinen nur 150 Hoehenmetern Differenz erreichte ich, indem ich wieder in ein Wolkenstueck hochschreitete. Diverse Gedenktafeln waren hier angebracht, die immer wieder auf verunglueckte Bergsteiger und (noch schlimmer) Bergretter im Einsatz hinwiesen. Das freudige am letzten 900 Hoehenmeter Abstieg war die Flucht vor der Wolke und schon hatte ich wieder freie Sicht :-).

Murmeltiere huschten schon wieder herum. An eines konnte ich mich bis auf 2 Meter annaehern. Mich wunderte es schon, warum es keinen Notruf abgab. Dann wurde es klar: Das arme Kuscheltier war krank. Einige Stellen vom Fell waren nicht mehr behaart :-(. Kurz darauf war ich schon bei der oberen Valentinalm was bedeutete, dass die Haelfte des Abstiegs schon hinter mir lag. Nach tagelangem Hoehenweg gelangte ich wieder in einen Waldweg, der genauso in meinem Heimatort aussehen konnte. Weiter oben waren noch die Steine so lustig gefaerbt. In pinken und violetten Toenen strahlten diese. Hoffentlich aendert sich das Felsgestein [in der Form, Struktur und Konsistenz] bald. Mittlerweile langweilt mich dieses eintoenige Gestein, dass mich seit Wochen begleitet. Die Valentinalm erreichte ich so schnell wie erwuenscht, ohne Regen und Gewitter! Schnell wurde das uebliche Abendprogramm durchgezogen: Waesche waschen, Duschen, fressen, Tagebuch schreiben. Warme Dusche + kostenlose Dusche = lange duschen :-). Mich wuerde es wundern, wenn meine Klamotten morgen trocken sind. Ich kann nur hoffen, dass es morgen frueh nicht regnet, um meine Kleidung wieder an den Rucksack zu haengen :-). Die Alm ist uebrigens ein ganz normaler Gasthof mit zusaetzlichem Matratzenlager.