Blick hinab von einer der Spitzen
Gestern Abend gab's noch etwas Wein, um mich auf Italien einzustimmen. Vorher bestellte ich mir noch Spiegeleier mit Speck und Kartoffeln. Endlich mal wieder ein feines Huettenessen. Nach 30 Minuten kam aber nix :-(. Auf Nachfrage wurde mir dann gesagt, dass mein Essen zwar ausgerufen wurde, aber niemand darauf reagierte. War fuer die Huettenleute aber kein Problem - die haben einfach nochmal das Gleiche fuer mich gebrutzelt - natuerlich kostenlos. Nach urgemuetlichen Unterhaltungen mit anderen Anwesenden gingen alle allmaehlich in's Bett bzw. Matratzenlager und es war gerade mal 20:30 Uhr!!! Aber um 22:30 hiess es dann auch fuer mich "Gute Nacht". Beim Betreten des Matratzenlagers haette es mich beinahe wieder rueckwaerts rausgeschmissen. So einen Geruch von verbrauchter Luft und voll geschwitzter Kleidung konnte ich bisher noch nirgends wahrnehmen. Aber das ist auch Teil des Charmes der Huette. Genauso wie die Plumsklos. Ich finde die Dinger Klasse, auch wenn es einem beim "Scheissen" den Geruch der Vorscheisser der letzten Stunden entgegenhaut :-). Als ich aufgewacht bin und um mich schaute, war niemand mehr da. Meine Ohropax lieferten mir treue Dienste und gegen 8 Uhr wollte ich sowieso raus. Also schnell Sachen packen und sogleich war ich abmarschbereit. Vor der Huette putzte ich mir noch die Zaehne. Mit einer kleinen roten Waschschuessel musste man aus der Regentonne Wasser schoepfen. Mit diesem Wasser waschte sich dann jeder, spuelte seinen Mund aus und benutzte es fuer andere Zwecke. Und genau in diesem Wasser der Regentonne wusch ich mir gestern nach dem Gang zum Plumsklo die Haende :-). Zu meiner Verteidigung: Ich wusste es nicht und ein Schild haengte auch nicht dran. Uebrigens wird der Waschraum momentan renoviert - deshalb gibt es diese Notloesung. Aber ich finde die Huette einfach Spitze! Bevor die heutige Etappe los ging, kraxelten wir noch auf den benachbarten "Zipfel", der mir einen wolkenfreien Weitblick auf saemtliche umgebende Gebirge gab. Man koennte auch sagen, dass das mein erster "Gipfel" ist!
Horst der Bergschuh-skifahrer
Nach dem kleinen Ausflug wurde zur ersten Etappe auf der Via-Alpina gestartet. Es stand uns ein riessen Abstieg bevor. Ca. 1400 Meter runter nach Ahrn. Der Abstieg erfolgte durch kleine Schneefelder und ein paar Geroellhalden. Links und rechts wurden die Felswaende immer schroffer. Weiter unten verwandelte sich der Weg nach ca. 1000 Meter geschafftem Abstieg in ein Waldstueck. Nach dem bisherigen steinreichen Abstieg war der humusgepolsterte Boden eine reine Wohltat. Wg. der schlechten Wasserqualitaet auf der Huette ( :-) ) hatte ich auch nur noch ein paar Maul voll Wasser, dem aber nach ca. 600 Metern Abstieg mit frischem Gletscherwasser Abhilfe geschafft wurde. Nach ein paar Stunden kamen wir dann endlich an der ersten Abzweigung an, was bis zum Zwischenstopp nur noch 100 Meter Abstieg versprach. Meinen Fuessen geht es Spitze. Der Abstieg war leichter als gedacht. Weder meine gut abgetapeten Bereiche, noch mein "Problem" Band machten mir Probleme. Lediglich einen Stich im Knie beim Abstieg vom oberen Zipfel ueber der Meilerhuette hatte ich. Ein paar Hatscher spaeter wurde dann nach einem Biergarten in Ahrn gesucht, der mit "Monika" schnell gefunden war. Dort wurden zuerst die Fuesse begutachtet. Ein Tape ist soweit heruntergerutscht, dass eine Wunde die ganze Zeit beim Abstieg frei lag. Also Tape ab und einfach so weiterlaufen. Zuvor gab es noch ein Kinderschnitzel. Das reicht bis nach Scharnitz. Sonst muesste man das Essen ueber den letzten Brunshuegel tragen!
Bambi!
Nach dem Auffuellen der Getraenkebehaelter bis zur Haelfte starteten wir dann wieder und der Weg war anstrengender als geplant. Der Weg fuehrte die letzten 400 Hoehenmeter steil und mit konstanter Steigung auf einer Schotterstrasse hoch zum hohen Sattel, der auch nach etlichen Pausen erreicht wurde. Nach einer neuen Pause latschten wir dann die restlichen Hoehenmeter runter nach Scharnitz - wieder ueber einen herrlich abgelegenen Weg. Durch einen zufaelligen kleinen Umweg gab es dann die Ueberraschung des Tages: Da stand ein kleines Rehkitz einsam und verlassen auf der Schotterstrasse!!! Sofort packte ich meine Kamera aus, zoomte heran was die Linse hergab und naeherte mich Bilder schiessend dem Rehkitz - immer dann innehaltend, wenn es sich zu mir drehte. Allmaehlich tappte es dann vom Weg weg und legte sich ins Gras, so dass ich 2 Meter vor dem Reh stand und in aller Ruhe Bilder schiessen konnte. Naeher wollte ich nicht mehr hin, dass es nicht meinen Geruch annehmen konnte, falls es noch auf die Mutter angewiesen sein sollte. Das kleine Reh frass auch noch, sodass es wohl auch nicht krank ist. Leider gewittert es schon (22 Uhr [bei der Erstellung des Tagebucheintrags]) und das arme Reh liegt im Freien herum :-(. Am liebsten haette ich es mit nach Triest genommen! Um doch noch heute in Scharnitz anzukommen liessen wir dann dieses putzige Reh wieder alleine. In Scharnitz fanden wir auch schnell unsere Unterkunft fuer heute: Geigerhof. Ein nicht an der Hauptstrasse liegendes Zimmer, in dem Horst erst mal ne Ladung Radler an die Wand spuckte *sfg*. Aber jetzt muss ich Finale schaun!!!