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Tag 21 - Endlich ein natuerlicher See

Samstag (12.7.08)

Welsberg (Hotel goldene Rose) → Pragser Wildsee →
Seekofelhuette
Unterkunft: Seekofelhuette

Huette:
Essen:
Fruehstueck:
Schlafplatz:
Gemuetlichkeit:
Empfehlung:
Der natuerliche Pragser Wildsee
Mei hab ich wieder gut geschlafen. Der gestrige Hatsch war doch nicht so unanstrengend. Aufgewacht bin ich erst Mal um 6 Uhr Frueh - wie jeden Tag. Die Uhrzeit bekam ich ueber den Teletext des Fernsehers. 6 Uhr ist allerdings unpassend. Also umgedreht und weitergepennt. Den Teletext schaltete ich das naechste Mal um 8:30 an. Genau richtig. Nur meine Waesche haette noch laenger zum Trocknen gebraucht, weshalb ich sie wieder Mal hinten auf den Rucksack schnallte. Meine kurze Hose um den Helm. Das Fruehstueck war auch in Rekordzeit abgetan. Schnell eine Semmel, dann ein Croissant und zum Finale eine Semmel zum Mitnehmen und weg! Die Wirtin verwunderte mich gleich als sie bei der Wegbeschreibung meinte, dass evtl. Moraenen auf dem Weg sind. Moraenen auf einem flachen Wanderweg?!? Natuerlich fand ich keine.

Ein frisch verliebtes Paar :-)
Zurueck auf dem Wanderweg wollte mich die Kompass-Karte schon wieder auf einen nicht existierenden Weg fuehren. Allmaehlich hab ich die Schnauze von den Karten voll. Nicht nur, dass neben der Strasse kein Wanderweg war, dieses Mal wurde mir das Betreten dieser Strasse per Schild untersagt!!! Ein Alternativweg war schnell gefunden und schliesslich gelangte ich wieder auf den offiziellen Via-Alpina Weg, in guter Entfernung zur Strasse. Ueber Wiesen und kleine Wanderwege gelangte ich dann nach Schmieden. Wenn ich keine Lust auf die kommenden drei Huetten gehabt haette, haette ich auch gleich nach Sexten laufen koennen - in einem Tag. So und so musste ich aber ueber die Huette, da ich ja Post fuer'n Hugo dabei hatte :-D. Kurz nach Schmieden war auch der Pragser Wildsee ausgeschildert, der mich erneut weit weg von der Strasse fuehrte. Wie erwartet waren einige Stellen im Waldweg mit riessigen Wasserlachen uebersaeht was mir wg. meinen feinen Schuhen nichts ausmachte. Bei Schmieden musste ich zuvor schon einen Bach ueberqueren um auf den Wanderweg zu kommen und war dabei knoecheltief im Wasser. Die neuen Wanderschuhe [die ich mir fuer diese Tour neu gekauft habe] haben sich richtig rentiert - bis auf meinen kleinen Zeh, der jetzt sowas wie 'ne Hornhaut hat. Sieht echt ekelhaft aus aber solange es sich laeuft... :-). Wie erwartet war der See von Touristen umzingelt. Irgendwelche Grattler, die bis zum See mit den Blechkisten fuhren. Aber auf die Huette gehen wohl die wenigsten hoch - das waeren 900 Hoehenmeter und die wollen ja keinen Zeh krumm machen. Bei der ersten Gelegenheit kaufte ich mir Mineralwasser und eine Pizza Schnitte. Obwohl die Pizza aufgewaermt wurde, schmeckte sie noch. Das koennen halt nur die Italiener :-).

Der Kettengesicherte Teil des Weges
Um auf den Dolomitenweg 1 zu gelangen, musste ich erst noch den See ueberwinden. Der kleine Bootsverleih war schon ganz verlockend, aber das zaehlt nicht als "Muenchen-Triest zu Fuss" :-D. Meinen Ausweis haette ich auch zurueckgebraucht, obwohl das Boot auf der anderen Seeseite stand. Der kuerzeste Weg schien mir der Westliche und als ich diesen entlang spazierte war ich froh ueber diese Entscheidung: Der andere Weg fuehrte staendig auf und ab. Und schon war ich auf dem Dolomitenweg 1. Vor mir zur Rechten der Seekofel und zur linken der Rosskopf. Ungefaehr auf diese Hoehe - etwas weniger - musste ich laufen und hier erschien mir das Ganze einfach. Der Weg selbst verlief sehr schoen - leider konnte ich das bisschen Geroell nicht absteigen :-(. Die spaerlichen Wegmarkierungen reichten auch aus, um auf dem Weg zu bleiben. Ein Blick zum Himmel verhiess nichts Gutes. Schon auf der Strecke zum See regnete es fuer kurze Zeit. Ueber dem Seekofel standen dunkle Wolken, die in meine Richtung geweht wurden. Wieviel Uhr es war wusste ich auch nicht. Es sollte aber ca. kurz nach 13 sein, da ich wieder mal die samstaegliche 12 Uhr Sirene einige Zeit vor dem See hoerte. Ich konnte eigentlich fast damit rechnen, dass es bald aus Eimern schuettete. So hetzte ich den Berg richtig hoch und hoch.... immer durch kleine Trinkpausen unterbrochen. Fuer den Aufstieg ab dem See rechnete ich 3 bis 4 Stunden ein. Von Zeit zu Zeit regnete es wieder ein bisschen. Aber nicht genug, dass ich mein Regenzeug anzog. Der Berg schien die grauen Wolken fest zu halten. Links von mir blitzte von Zeit zu Zeit die Sonne heraus und von rechts regnete es etwas. Beim nabigen Loch war dann der Steig gesperrt. Ich haette zu diesem Zeitpunkt sicher keine Lust gehabt ueber diesen aufzusteigen. Ueber den normalen Wanderweg gelangte ich dann endlich an die Weggabelung zur Rossalmhuette. Mein erstes Ziel fuer heute [die Weggabelung]! Dieses Flachlandgepopel zaehlt ja nicht. Von dort aus sind es nur noch wenige Hoehenmeter - dachte ich mir. Mein Zeitgefuehl sagte mir auch, dass es sicher schon um 15 Uhr ist. Dann kam ich doch wieder erst Abends an :-/. Nach einer kleinen Pause lief ich wieder weiter der rechten Abzweigung folgend. Hinter der Erhoehung hoerte ich einen heftigen Steinschlag. Ist das Gewitter schon soweit gekommen, dass es einen Steinschlag ausloest? Zurueck wollte ich nicht mehr.

Die Ebene als ich oben ueber die Scharte stieg
Die Seekofelhuette musste bald sichtbar sein. Ich hatte doch schon soviel Hoehenmeter hinter mir. Die Baumgrenze sprach aber dagegen. Immer noch von Baeumen umzingelt hoerte ich dann auch noch Kuhglocken. Na immerhin muss ich dann nicht allein im Regen stehen. Die Kuehe waren seltsam zutraulich, schauten aber wie gewohnt doof drein :-). Dann liefen mir 2 Wanderer endlich entgegen. Franzosen! Ja was wollen die denn hier?!? Auf die Frage nach der Wegzeit zur Huette bekam ich auf Englisch die Antwort 1 bis 2 Stunden. Na super! Bis zu 2 Stunden? Dann komm ich erst um 18 Uhr an! Ein Blick auf die Sonne zeigte aber auch, dass mit meiner Zeitrechnung etwas nicht richtig sein konnte. Eines lief auf jeden Fall heute gut: Durch ein Telefonat mit meiner Mutter bekam ich die vermeintliche Geheimnummer fuer meine Kontokarte heraus, bei der mir das Herz aufging als ich nach dem Eintippen selbiger, das Klappern des Geldzaehlers hoerte! Wieder zurueck zur heutigen Tour. Immer in Angst vor dem Gewitter, welches lt. Wetterbericht auch Nachmittags loslegen sollte, hetzte ich weiter hoch. Links an einer Wand vorbei und dann hoch an einem durch Ketten gesicherten Teil. Mal was neues - sonst sieht man immer nur Drahtseile. Oben angekommen, in der Hoffnung endlich die Seekofelhuette zu sehen, gelangte ich wieder an eine Weggabelung. Die hatte ich wg. dem Falz in der Karte ganz uebersehen. JETZT konnte es aber nicht mehr weit sein. Der Wind wehte mir wie eine Hiobsbotschaft schon um die Ohren. Das hiess nichts gutes. Die letzte Scharte ueber die ich hinweg musste kam auch gleich hinter der naechsten Biegung. Noch ca. 150 Hoehenmeter, dann MUSS die Huette da sein. Baeume waren schon lange nicht mehr zu sehen. Gefuehlte 30 Minuten dauerte es bis ich mich der Scharte vor dem letzten Schritt naeherte. Mein Trinkwasser teilte ich mir auch gut ein. Es gab nur einen Schluck wenn die Kehle eingetrocknet war. Mit dem letzten Schritt an den hoechsten Punkt der heutigen Tour haette es mich vor Erstaunen beinahe umgehauen: Ich stand erstens so, dass ich die Seekofelhuette links unter mir sah. Das an sich ist noch langweilig. Aber die Seekofelhuette stand auf einem kilometerlangen Plateau. Ein Flachland, von dem man meinen koennte, dass es kuenstlich erstellt wurde.
Die Seekofelhuette
Dass die Natur so etwas Ebenes schaffen kann ist fuer mich ein Wunder. Zur Natur gehoert Chaos und eine Ebene in ueber 2000 Metern gehoert in den Alpen definitiv nicht dazu. Das sollte ich mir mal in Google Earth anschauen [da sieht es nicht so beeindruckend aus]. Jetzt war es mir auch klar, warum mir der Wind so stark auf der letzten Strecke um die Ohren zog. Nach ein paar Metern zog ich mir auch das Fliess an. Auch wenn der restliche Weg zur Huette nur noch 5 Minuten dauert, war der Wind so heftig, dass ich mir wegen dem durchgeschwitztem T-Shirt Sorgen machte, morgen erkaeltet zu sein. Genau dieser Wind rettete mich auch vor dem eigentlichen Gewitter, da er den Gewitterwolken entgegen bliess und sie fuer mich stabil hielt. Dann begegneten mir noch 2 andere Bergsteiger. Die wollen tatsaechlich heute Nacht biwacken!!! Bei dem Wetter ist es schon pure Leidenschaft das zu machen. Heute Nacht bricht sicher einiges aus dem Himmel. Kurz darauf erreichte ich dann die Huette, besorgte mir einen Schlafplatz und entschloss mich auch dazu, heute ausnahmsweise meine Unterhose und das T-Shirt zu waschen. Zeit genug hat es zum Trocken: Ich war bereits um kurz nach 15 Uhr auf der Huette!
Meine Kleidung wurde leider nicht trocken
Eindeutig zu frueh aber das ist mir auch Recht. Eine Stunde spaeter wurde zur Huette dann die Hoelle auf Erden: eine Gruppe italienischer Kleinkinder war auf der Huette. Hatten die einen Schulausflug? Dieses scheiss Gekreische und dieses scheiss Handy Gepiepse!!! Das Handy haette ich denen am liebsten um die Ohren geschlagen. Was fuer einen Sinn haben Klingeltoene?!? Das war auch der Grund, weshalb ich zum Liter Wein um 17 Uhr griff. Anders ist das nicht mehr auszuhalten. Einen passenden Titel fuer die Kiddies haette ich schon: Basement Kids :-D.

Ein Wort noch zum Essen: Es schmeckte alles prima bis auf dieses Zeug namens Bratwurst mit Polenta und Pilzen. Haette ich keinen Krautsalat dazu bekommen, haette ich das Ganze schlagartig wieder ausgekotzt. Die Bratwurst war bei der Servierung zu einem plattgedruecktem fettverseuchten Lappen umgeformt. Ja BAEH! Eine Sache vermisse ich momentan: Dass Valentin sich mit mir zusammen die Kante gibt - wie in 'alten' Muenchen-Venedig Tagen :-). Da es dank der Kids nicht so gemuetlich ist, lass ich mir vllt. nochmal Wein raus :-).